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Wie es dazu kam

Ich muss ca. 13 Jahre alt gewesen sein, als es das erste Mal passierte. Es gab einen furchtbaren Krach zu Hause. Ich griff nach der Klinge und ritzte mir ein wenig den Arm auf. Es tat gar nicht weh. Es war ein befreiendes Gefühl. In der Schule erzählte ich, dass es die Katze vom Nachbarn war, die mich beim Spielen erwischt hatte. Es klang logisch. Keiner hatte weiter danach gefragt. Ich ritzte öfter kleine Wunden in die Oberarme, die aber so gering waren, dass keine weitern Narben entstanden. Ich tat es nicht, um cool zu sein. 

Ich wurde oft gehänselt, weil ich "anders" war. Anders in der Denkweise. Anders von der Kleidung. Ich habe einfach nicht in die Gruppe gepasst. Oft bin ich mit blauen Flecken aus der Schule gekommen, weil ich wieder mal verprügelt wurde. Ein Junge aus meiner Klasse beschimpfte mich aufs Übelste. Trat weiter auf mich ein, als ich am Boden lag. Presste mich gegen eine Wand, legte seine Hand um meinen Hals und zog mich ein Stück hoch. Geholfen hat mir keiner. Die Vertrauenslehrerin der Schule denunzierte mich vor de gesamten Klasse. Sagte, ich sei selber Schuld, wenn ich ihn beschimpfe und ich soll sie nicht weiter belästigen. Genau die gleiche Lehrerin drohte mir einmal nach einer Mathe-Stunde auch Schläge an. Sie packte mich vorn am Kragen  und sagte, wenn ich noch einmal so frech bin, haut sie mir eine runter. Die Schulleitung glaubte mir nicht. 

Ein paar Jahr später wurde ich erst im Klassenzimmer, dann auf dem Heimweg zusammengeschlagen. Das Mädchen hielt mich fest, ihr Bruder schlug auf mich ein. Gehirnerschütterung, Bauchtrauma, blaues Auge, geplatzte Lippe. Meine Eltern erstatteten Anzeige. Man drohte mir mit Schulverweis, wenn wir die Anzeige nicht zurückziehen. Ich musste eine Woche zu Hause bleiben. Möglichst liegend und im Dunkeln. Aber ich hatte genau in der Zeit meine Konfirmation. Also ging ich hin. Mit einem blauen Augen. Ich wurde wieder ausgelacht. Man hat mir vorgeworfen, ich könne doch so nicht zu meiner Konfirmation erscheinen. Da muss man schließlich schick sein. Als wenn ich mir das so ausgesucht hätte. Auch da wurde ich wieder gemieden. Weil ich verprügelt wurde. Von zwei Leuten. Ich hatte keine Chance mich zu wehren.

Noch ein paar Jahre später... In einer lustigen Runde standen wir zusammen. Dann kam eine Horde Jugendlicher. Sie fingen an zu pöbeln. Schlugen auf einen von uns ein. Beschädigten sein Auto. Einer der Jungs, er war damals gerade 14, hielt mir plötzlich eine geladene Waffe an den Kopf. Er hätte nur abdrücken müssen und ich wäre nicht mehr hier. Mein damaliger Freund hat ihn die Hand runter geschlagen und es ist nichts passiert. Aber der Schreck saß tief. Ein paar Monate später kam die Gerichtsverhandlung. Auge in Auge mit den Jungs. Ich hatte Angst. Ich hatte danach noch größere Angst. Ich musste ja gegen die aussagen. Dennoch hatte ich nach diesen ganzen Vorfällen nicht das Bedürfnis zur Klinge zu greifen. Das kam später. 

Aber das alles machte mich zunehmend unsicherer. Kaum mehr Selbstbewusstsein. Dennoch entwickelte ich mich weiter. Und trotzdem war ich für die meisten Menschen "anders". Gehänselt, weil ich nicht die gleiche Musik hörte. Gehänselt, weil ich andere Ansichten hatte. Immer ausgeschlossen. Ausgeschlossen, weil ich Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilt habe. Ausgeschlossen, weil ich lange unter starker Akne litt. Verarscht, weil ich gutherzig war. Ausgenutzt, weil ich früh eine eigene Wohnung hatte. Ausgenutzt, weil ich ein Auto hatte. Hintergangen, weil ich an Freundschaft glaubte. Belogen, weil ich dumm war.
 

Ich habe mich kaum jemanden anvertraut. Ich sei ja verrückt. Soll mich nicht so anstellen. Das ist alles nicht so schlimm. Für mich war es schlimm. Jeden Morgen die Angst in die Schule zu gehen. Wieder verprügelt zu werden. Wieder beschimpft, beleidigt oder ausgelacht zu werden. Ich habe es hingenommen und die Jahre gingen ins Land.

 
 
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  letztes Update am 23.03.2009  
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