Fünf Jahre lang war mein Kater mein ein und alles. Meine absolute Nummer Eins. Er kam als Welpe zu mir. Ein sehr liebes und verschmustes Tier. Eine Seele von Kater. Immer an meiner Seite.
Mich traf der Verlust meines Katers sehr hart. Noch schlimmer waren allerdings die Umstände.
Eines Tages sprang er mich plötzlich an, kratze mir ins Gesicht und biss mir mehrfach heftig in die Schulter. Er ist total ausgetickt. Weil die Wunden groß waren und es schon Abend war, ging ich zum Notarzt. Man hat mir nicht geglaubt, dass die Wunden von meinem Kater stammten. Lächelte mitleidig.
Als ich wieder zu Hause war, hatte ich Angst. Angst vor meinem Liebsten, was ich hatte.
Aber die Sache beruhigte sich sehr schnell wieder.
Das sollte aber nicht so bleiben. Ein paar Wochen später hatte ich Besuch. Es war ein schöner und ruhiger Abend. Bis er wieder einen Anfall hatte und mir wieder ins Gesicht sprang. Er schrie und fauchte. Kratze und biss. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen. Das Blut floss mir in die Augen. Ich packte ihn und warf ihn einfach weg. Aber das nutze nichts. Er sprang wieder auf mich los. Diesmal stand mein Bekannter auf und nahm den Kater weg. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, es floss immer mehr Blut. Dann sprang er mich noch ein drittes Mal an.
Meine Wohnung sah aus, wie nach einem Gemetzel. Überall Blut.
Im Krankenhaus sagte der Arzt, dass ich sehr viel Glück gehabt hätte. Hätte mein Kater nur wenige Millimeter tiefer getroffen, hätte ich auf einem Auge blind sein können. Die größte Bisswunde am Kopf hatte 3cm und hätte unter anderen Umständen genäht werden müssen.
Mein Gesicht war voller blutiger Kratzer. Das rechte Auge blau und geschwollen. Durch die vielen Wunden am Kopf fielen mir büschelweise die Haare aus. Ich habe mich eine Woche kaum aus dem Haus getraut. Hatte aber Angst zu Hause zu sein, weil ja auch der Kater da war.
Wir brachten ihn in eine Tierklinik. Die Diagnose: Kerngesund.
Der Tierarzt stellte mich vor die Wahl: ich kann den Kater einschläfern lassen, oder ihn abgeben. Es war eine schwere Entscheidung, denn ich wollte ihn behalten.
Wir haben lange überlegt. Dann haben wir uns entschieden, ihn ins Tierheim zu bringen, in der Hoffnung, dass er vermittelt wird und woanders ein langes und glückliches Leben führen kann.
Es brach mir das Herz. Mein Vater fuhr mit mir ins Tierheim. Wir erzählten der Tierheimleitung was geschehen war und warum wir da sind. Sie schüttelte den Kopf und glaubte uns nicht. Mein Vater fragte, ob es ein anderes Heim gäbe wo wir ihn unterbringen könnten.
Ich war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Ich habe nur geweint und wollte nicht, dass man ihn einschläfert. Er ist doch mein Kater!
Eine Helferin kam und nahm ihn mit. Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Ich konnte mich nicht richtig von ihm verabschieden. Vor dem Tierheim bin ich nur noch auf dem Boden zusammengesackt und habe geweint. Mir war alles egal. Ich hatte gerade mein Liebstes verloren.
Ich denke heute noch viel an ihn und wünschte mir, es wäre nie geschehen.
Till, Du fehlst mir!